Der Auwald braucht keinen Asphalt

15. Februar 2019 – gepostet auf Facebook. In gekürzter Fassung am 20. Februar als Leserbrief im Traunsteiner Tagblatt erschienen. Der Stadtrat entschied in der Folge am 21. Februar 2019 gegen die Asphaltierung :).

Abendlicher Lauf auf dem Weg im Auwald

Bei der Traunsteiner Bürgerversammlung im Schnitzlbaumer meldete ich mich gestern gegen die Pläne zum Asphaltieren des Weges im Auwald zu Wort.

Das Staatliche Bauamt plant den Auwaldweg zwischen Triftweg (Nähe Schwimmbadbrücke) und dem Gemeindegebiet Siegsdorf (beim Wehr) auf ganzer Länge zu asphaltieren um “Radler von der B306 herunterzubekommen”. Außerdem wäre es “eine gute Möglichkeit, den Autoverkehr zu reduzieren.” Die Idee wird kommende Woche dem Stadtrat vorgelegt um über eine weitergehen Prüfung zu entscheiden.

Der Weg um den es geht ist ein gemischt genutzter Fuß- und Radweg, der von Joggern, Spaziergängern mit und ohne Hund, Familien mit Kinderwägen oder Laufrädern, und Radlern genutzt wird. Er wurde erst vor wenigen Jahren mit einer dichten Kiesschicht hergerichtet.

Welches Problem wird hier eigentlich gelöst?

Natürlich bin ich als Grüner für gut ausgebaute Radlwege. Fakt ist, der Weg ist bereits gut befahrbar. Die beiden Annahmen der Stadt sind für mich nicht nachvollziehbar:

  1. Auf der B306 (“Blaue Wand Straße”) fahren so gut wie keine Radlfahrer. Wenn es welche gibt, dann sind es Rennradfahrergruppen. Die werden auch in Zukunft nicht auf einem gemischt genutzten Weg mit Kurven und kleinen Brücken fahren. Außer wir begradigen auch noch die Strecke durch den Auwald und teeren die Brücken…
  2. Der Autoverkehr wird sich durch das Asphaltieren um 0 (in Worten “null”) Autos verringern. Welcher Autofahrer würde in Zukunft die Strecke Siegsdorf – Traunstein plötzlich mit dem Fahrrad fahren, weil er statt dichtem Kies, Asphalt unter den Reifen hat? Auf so einem kurzen Abschnitt? Worum geht es hier? Weniger Dreck? Dafür haben Fahrräder sog. Schutzbleche. Schnelleres Fahren? Dieser Weg wird kein Radschnellweg werden – außer man beendet die gemischte Nutzung, sagt den Joggern und Gassigehern sie sollen woanders hingehen und begradigt die Strecke.

Wir verspielen ein Stück Lebensqualität

Die naturnahe Atmosphäre im Auwald nutzen viele Spaziergänger und Familien. Wir können stolz darauf sein, dass um Traunstein herum nicht jeder Waldweg geteert ist. Der Traunsteiner Halbmarathon ist mittlerweile eine Institution – und hat sich nicht umsonst eine großteils asphaltfreie Strecke ausgesucht. Die Strecke ist wunderschön und ein Großteil der Läufer in Traunstein freut sich über Kies unter den Füßen. Nicht nur beim jährlichen Lauf – sondern bei der abendlichen Runde um Traunstein und Siegsdorf herum. Das ist ein Stück Lebensqualität. Laufen auf Asphalt ist unangenehm und wird von vielen Läufern aktiv vermieden.

Das eigentliche Problem: Die Stadt hat keinen Plan für Fahrradmobilität

Der Oberbürgermeister schmückt sich gerne damit, dass man ihm “nicht vorwerfen [kann], dass [er] zu wenig für die Radfahrer mach[t]”. Da kommt ihm diese Asphaltierung gerade recht. Er tut ja was für die Radfahrer. Und jetzt kommt ein Grüner und hat was dagegen.

Der Weg im Auwald ist nicht das Problem. Wer sich gelegentlich mit einem Radlanhänger oder der sechsjährigen Tochter auf dem Radl in den Traunsteiner Verkehr stürzt, der weiß wie viele kritische Stellen es in der Stadt gibt. Als Radler kommt man aus südlicher Richtung garnicht legal zum Bahnhof. An der Wegscheid wechselt man lieber auf den Gehweg. Auf der Wasserburger Straße stadteinwärts tritt man mächtig in die Pedale wenn man unter der Bahnunterführung durchkommt um nicht vom nächsten LKW eingeholt zu werden bevor man sich links einordnet. Aus Neu-Geißing kommend darf man ein Auf-und-Ab Bürgersteig hoch und runter, und Stop and Go an Seitenstraßen vollführen. Es ist ein Jammer.

Aber die Stadt investiert ja. 1% des Straßenbaubudgets. Das sind 20.000 Euro. Für 300m Radlweg an der Salinenstraße.

Da kann man sich wirklich nicht vorwerfen lassen zu wenig für die Radfahrer zu tun.

2 Kommentare

  1. Otto Huber

    „der Weg ist gut befahrbar“ schreiben Sie. Seit meine Frau im Rollsplit stürzte und mit gebrochenem Oberschenkel in der Klinik landete denke ich anders darüber. Andere Kommunen rühmen sich ihrer Radschnellwege. Bei uns bremsen ausgerechnet die Grünen. Was spricht gegen einen geteerten Radweg für Pendler der auch im Winter geräumt werden kann? Grüne Politiker neigen dazu sich am falschen Objekt zu verkämpfen. Einer Ihrer Mitstreiter nannte im Leserbrief den Salinenpark „ökologischen Unsinn“. Was soll man dazu sagen? Übrigens: für Kiesjogger gibt es auch noch die andere Traunseite.
    Beste Grüße
    Otto Huber

    Antworten
    • Patrick Nepper

      Lieber Herr Huber,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich hoffe Ihre Frau ist auf dem Weg der Genesung und wünsche ihnen beiden ein unfallfreies und vor allem gesundes 2020.

      Ich setze mich für ein lückenloses und sicheres Radwegenetz in Traunstein ein. Die aktuell größten Probleme liegen auf den Haupteinfallstraßen Richtung Innenstadt und zu den Schulen: Rupertistraße, Äußere Rosenheimer Straße, Wasserburger Straße, Chiemseestraße, Herzog-Friedrich-Straße: Trotz Tempo 50-Bereichen besteht keine räumliche Trennung zwischen Kraftfahrverkehr und Radwegen, oder – wenn es sie gibt – sind sie in einem baulichen Zustand der an sich schon eine Gefährdung darstellt. Selbst als Erwachsener empfinde ich diese Bereiche als gefährlich – meine Kinder würde ich hier nur sehr ungern mit dem Rad sehen.

      Der Auwaldweg ist ein gemischt genutzter Weg, der, als Teil der Halbmarathonstrecke, bei Läufern und Nordic Walkern sehr beliebt ist. Der Erholungseffekt ist ein anderer, wenn man auf Asphalt läuft. Zudem führt dieser Weg durch den geschützten Auwald.

      Ich gebe ihnen Recht, dass das Radwegenetz ausgebaut werden soll – insbesondere mit Radschnellwegen. Ich halte es aber nicht für den richtigen Ansatz einen der meistgenutzten Geh- und Laufwege für den Radverkehr auszubauen. Im Sommer ist dieser Weg von Familien mit Kindern, Hundehaltern, Walkinggruppen und Freizeitradlern stark genutzt. Ein Radschnellweg lässt sich auf einem derart gemischt genutzten Weg nicht realisieren. Andernfalls sorgen wir ungewollt für zusätzliches Verletzungsrisiko zwischen Radlern und Fußgängern.

      Hier scheint mir eine Planung entlang bestehender asphaltierter Wegstrecken sinnvoller.

      Herzliche Grüße

      Patrick Nepper

      Antworten

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